Die E-Commerce-Umsätze im Einzelhandel zeigen weiterhin keine Anzeichen einer Abschwächung. Weltweit sollen die Online-Verkäufe von 6,56 Billionen US-Dollar im Jahr 2025 auf rund 7,06 Billionen US-Dollar in 2026 steigen – und damit das stabile Wachstum nach der Pandemie fortsetzen.
Weil der Markt weiter wächst und der Wettbewerb spürbar anzieht, lohnt es sich, die wichtigsten E-Commerce-Trends frühzeitig auf dem Radar zu haben. So kannst du die Chancen gezielt nutzen – und 2026 erfolgreich ausbauen.
E-Commerce-Trends 2026: das große Ganze
Im Onlinehandel bleibt der Kunde König. Was sich aber rasant verändert, ist der Weg dorthin: wie du Kund:innen erreichst, überzeugst und begeisterst. 2026 werden viele E-Commerce-Unternehmen ihre Marketingstrategien und die genutzten Plattformen neu bewerten – mit Fokus auf das, was langfristig Wert schafft.
Das bedeutet: Kanäle priorisieren, die du wirklich kontrollierst, und Tools einsetzen, die die Customer Experience an jedem Touchpoint verbessern.
Konkret werden wir sehen, dass Marken stärker auf eigene Kanäle setzen, KI-gestützte Personalisierung ausbauen, immersivere Shopping-Erlebnisse schaffen, Retention über Loyalty-Programme pushen und nahtlose Omnichannel-Erlebnisse anbieten.
Und noch etwas kommt dazu: E-Commerce-Marketing bewegt sich 2026 von „Menschen überzeugen“ → hin zu „Menschen und die KI-Entscheidungssysteme überzeugen“, auf die sie immer häufiger vertrauen.
Je mehr Shopper KI-Assistenten nutzen, um Produkte zu entdecken, zu vergleichen und zu validieren, desto wichtiger wird es für Marken, nicht nur für menschliche Conversions zu optimieren, sondern auch für KI-vermitteltes Discovery und Trust-Signale (strukturierte Produktdaten, klare Richtlinien, glaubwürdige Bewertungen, konsistente Aussagen).
Adobe Analytics berichtet zudem von stark wachsenden Zugriffen auf Retail-Websites aus generativen KI-Quellen und einem steigenden Anteil von Konsument:innen, die GenAI in ihren Shopping-Journeys einsetzen – ein frühes Signal dafür, dass „KI-assistiertes Shopping“ vom Ausnahmefall zur Gewohnheit wird.
10 E-Commerce-Marketing-Trends, die du 2026 im Blick haben solltest
Kundenzentrierung ist kein neues Konzept. Aber hier sind 10 Trends, die gerade an Fahrt aufnehmen – und mit denen du Erwartungen übertreffen und dein Wachstum in 2026 und darüber hinaus beschleunigen kannst.
Eigene Kanäle schlagen Social Media beim ROI
Immer mehr Marketer verlagern den Fokus weg von „gemieteten“ Plattformen wie Social Media (wo Algorithmen deine Reichweite jederzeit ausbremsen können) hin zu eigenen Kanälen – allen voran E-Mail. Und das aus gutem Grund.
Die Geschichten kennt jede:r: Marken bauen riesige Communities auf – und verlieren nach einem Algorithmus-Update über Nacht den Zugang zur eigenen Audience. Selbst mit 100.000 Followern bist du am Ende von Plattformregeln abhängig. Eine E-Mail-Liste dagegen ist deine direkte Beziehung. Die kann dir kein Algorithmus wegnehmen.
Auch die Zahlen sprechen dafür. Die durchschnittliche E-Mail-Öffnungsrate über alle Branchen liegt bei 39,64%, die Click-Through-Rate bei 3,25%. Organische Reichweite auf Plattformen wie Instagram liegt hingegen nur bei etwa 3–5%. Kein Wunder, dass knapp 27% der Marketer E-Mail als ihren Top-ROI-Kanal nennen – und 37% sagen, dass sie darüber die meiste Kontrolle über ihre Audience haben.
Eigene Kanäle werden außerdem zum strategischen Sicherheitsnetz in einer Webwelt, die zunehmend von KI geprägt ist. Wenn Discovery immer stärker über KI-Assistenten und KI-gestützte Sucherlebnisse läuft, schützt eine permission-basierte Audience deine Reichweite, stärkt die Bindung und liefert dir First-Party-Signale für bessere Personalisierung und Messbarkeit – selbst wenn sich das Werbe-Ökosystem weiter verändert.
Praktische Schritte:
- Baue deine E-Mail-Liste mit Lead-Magneten oder exklusivem Content auf, um Anmeldungen auf deiner Website zu fördern. Danach: Kontakte mit personalisiertem Content und Angeboten „warmhalten“. Segmentierung hilft dir, Inhalte passgenau auszuspielen, A/B-Tests optimieren Betreffzeilen und Angebote.
- Nutze deine „gemieteten“ Kanäle, um deine eigenen Kanäle zu stärken. Zum Beispiel: Newsletter auf Social bewerben – und umgekehrt per E-Mail Traffic in deinen Shop schicken.
Künstliche Intelligenz verändert das E-Commerce-Erlebnis grundlegend
Wir bewegen uns schnell in Richtung einer Welt, in der sich ein Gespräch mit einem virtuellen Agenten so natürlich anfühlt wie mit einer Verkäuferin im Store – und in der der Sprachassistent das Nachbestellen deines Lieblingsprodukts einfach mit erledigt.
Dieses Zukunftsbild ist längst in der Realität angekommen. Fortschritte in der Sprachverarbeitung sorgen dafür, dass KI-Agenten heute auch komplexere, nuancierte Fragen verstehen. Anschließend können sie Daten aus deinem Produktkatalog oder aus früheren Bestellungen nutzen, um hilfreiche, personalisierte Empfehlungen zu geben.
Beispiel: Fragt ein Kunde auf deiner Website „Ich brauche ein Geschenk für ein 5-jähriges Kind unter 50 Dollar“, kann ein KI-Chatbot deinen Bestand sofort durchsuchen und passende Vorschläge ausspielen. Das erklärt auch, warum laut Capgemini-Studie 2025 58% der Kund:innen GenAI-Tools für Produktempfehlungen bevorzugen.
Auch Sprachassistenten werden immer stärker Teil des Alltags. GWI zeigt: Rund 21% nutzen Voice Search wöchentlich zur Informationssuche, etwa 20% für Aktionen wie Produkte bestellen oder Musik abspielen.
Mit wachsender KI-Nutzung auf Kundenseite verschiebt sich der Fokus im Handel: weg vom „Ausprobieren“ hin zur echten Umsetzung im Business. Quids 2025 State of AI in Ecommerce Report nennt, dass 15% der Retailer Generative AI für Produktempfehlungen nutzen, während 10% Automatisierung fürs Bestandsmanagement und KI-Agenten im Customer Service einsetzen.
Praktische Schritte:
- Setze KI in deinen Workflows ein – aber mit Strategie. Starte dort, wo der Hebel am größten ist: etwa mit KI-Produktempfehlungen für personalisierte Website-Erlebnisse und E-Mail-Kampagnen.
- Wenn noch nicht geschehen: Baue Conversational AI in deine E-Commerce-Strategie ein. Starte mit einem Website-Chatbot, der mit deinen FAQs und Produktinfos trainiert ist. Er beantwortet Standardfragen (Versand, Retouren, Details) und kann proaktiv Hilfe anbieten, während Nutzer:innen browsen.
KI entwickelt sich zudem von „assistieren“ zu „orchestrieren“. 2026 liegt der größte Umbruch nicht nur im Chat auf deiner Website, sondern in KI-Intermediären, die Discovery, Empfehlungen und sogar Kaufverhalten neu formen (siehe Trend 7) – ein Thema, das auch große Studien zu „Agentic Commerce“ und Shopping Agents aufgreifen.
Live Shopping und shoppable Videos wachsen weiter
2026 werden Livestream-Shopping-Events und shoppable Videos zur Normalität, während Marken das QVC-Prinzip fürs Smartphone-Zeitalter weiterentwickeln.
Das ist mehr als ein Bauchgefühl. Laut Fireworks 2025 State of Video Commerce würden 78% der Kund:innen lieber über kurze Videos mehr über ein Produkt oder eine Dienstleistung erfahren. Und 87% wurden schon einmal durch ein Video zum Kauf überzeugt.
Wie sieht Live Shopping konkret aus? Stell dir vor, du schaust einer Fashion-Creatorin auf dem Handy zu, wie sie eine neue Sommerkleid-Kollektion präsentiert. Mit Live Shopping kannst du direkt im Video auf das Kleid klicken und es kaufen – ohne den Stream zu unterbrechen. Zuschauer:innen chatten, stellen Fragen und bekommen sofort Antworten.
Die Mischung aus sozialer Interaktion, Echtzeit-Druck und Entertainment macht das Format extrem stark für Engagement und Impulskäufe. Im Kern ist es Social Proof + FOMO + Convenience in einem. Kein Wunder, dass 82% der Shopper sagen, virale Trends und Social Buzz beeinflussen ihre Kaufentscheidungen. Live Shopping macht daraus ein Event, das man nicht verpassen will.
Viele Brands zeigen bereits, dass das Modell funktioniert. Nordstrom nutzte shoppable Livestreams rund um den Anniversary Sale 2024 – darunter „Beauty NLives“ mit Bobbi Brown, OSEA, Charlotte Tilbury, The Outset und GHD sowie ein „Wish List Building Livestream“-Preview, das man live schauen und shoppen konnte.

In Fashion und Beauty machte Victoria’s Secret die Fashion Show vom 15. Oktober 2024 zu einem live-shoppable Broadcast über Prime Video und Social Channels. Amazon-Zuschauer:innen in den USA konnten einige Looks in Echtzeit kaufen, während die Models über den Runway liefen.

Praktische Schritte:
- Wähle eine Plattform, auf der deine Zielgruppe aktiv ist (z. B. Instagram oder TikTok) und teste einen einfachen Livestream mit ausgewählten Produkten. Bewirb ihn vorab per E-Mail und Social Posts, damit genügend Leute „im Raum“ sind. Im Stream gilt: interaktiv bleiben – Fragen beantworten, Umfragen oder Giveaways nutzen, zeitlich begrenzte Deals hervorheben.
- Arbeite mit Creator:innen oder Influencern in deiner Nische zusammen. Persönlichkeit und Community können Reichweite und Glaubwürdigkeit verstärken. Wichtig: Verknüpfe Live Shopping und Video-Content mit deinen eigenen Kanälen. Du kannst Leads aus Live-Events einsammeln und danach per E-Mail ein Recap mit den gezeigten Produkten schicken (für alle, die es verpasst haben oder nochmal schauen wollen).
Nachhaltigkeit wird zur zentralen Konsumentenanforderung
Kund:innen suchen aktiv nach umweltfreundlichen Optionen – und brechen Käufe ab, wenn eine Marke nicht zu ihren Werten passt. Der 2025 Ecommerce Trends Report von DHL zeigt: 72% der Online-Shopper berücksichtigen Nachhaltigkeit beim Kauf, und jede:r Dritte hat einen Kauf schon einmal wegen Nachhaltigkeitsbedenken abgebrochen.
Diese Entwicklung hat viele Marken in den letzten Jahren dazu gebracht, Initiativen wie recycelbare oder minimalistische Verpackungen, CO₂-Kompensation im Checkout oder Rücknahmeprogramme für gebrauchte Produkte einzuführen. 2026 werden solche Maßnahmen eher Standard als Ausnahme sein.
Die DHL-Daten zeigen außerdem: Circular Commerce wird zunehmend angenommen. Über 50% wählen inzwischen Secondhand- oder Refurbished-Produkte, wenn verfügbar, und 58% wären bereit, an Recycling- oder Buy-back-Programmen teilzunehmen. Das unterstreicht, wie stark nachhaltige Angebote den Markenwert aus Kundensicht beeinflussen.
Große Retailer reagieren bereits. Patagonias Worn Wear gibt gebrauchter Ausrüstung ein zweites Leben, IKEA verkauft inzwischen Secondhand-Möbel – als Antwort auf die wachsende Nachfrage umweltbewusster Käufer:innen.
Praktische Schritte:
- Führe ein Nachhaltigkeits-Audit deiner E-Commerce-Prozesse durch und identifiziere Verbesserungen: biologisch abbaubares Packaging, klimaneutraler Versand, nachhaltigere Materialien.
- Auch wenn dein Produkt selbst nicht „grün“ ist: Kooperationen (z. B. Bäume pflanzen, Umsatzanteil spenden) können Wirkung zeigen – wenn du transparent kommunizierst. Baue Nachhaltigkeit in deine Brand Story auf Website, Produktseiten und in E-Mails ein. Und ganz wichtig: nur echte Claims. Konsument:innen erkennen Greenwashing heute sehr schnell.
Loyalty-Programme boomen weiter
Neue Kund:innen zu gewinnen ist deutlich teurer als bestehende zu halten – und Loyalty bleibt eines der stärksten Mittel, um Retention zu erhöhen. Laut Antavos 2025 Global Customer Loyalty Report erwirtschaften Unternehmen mit Loyalty-Programmen 5,2-mal mehr Umsatz als die Einrichtung kostet. EY’s 2025 Loyalty Market Study zeigt außerdem: 41% der Kund:innen bleiben einer Marke ausdrücklich treu, weil sie ein Rewards-Programm anbietet.
Mit diesem messbaren ROI werden Loyalty-Programme kreativer. Statt einfacher „Punkte pro Euro“-Modelle setzen viele Marken auf Formate wie:
- Stufenmodelle (Silber, Gold, Platin mit steigenden Vorteilen)
- Gamification (Badges, Challenges, Community-Foren)
- Bezahlte VIP-Clubs
Sephora Beauty Insider zeigt, wie ein smart strukturiertes Programm Engagement treibt. Das kostenlose Programm führt Mitglieder durch Tier-Stufen (Insider → VIB → Rouge). Punkte gibt’s pro ausgegebenem Dollar, Benefits reichen von Versandvorteilen über Rewards (Beauty Insider Cash) bis zu Geburtstagsgeschenken, exklusiven Events und Early Access auf neue Produkte.

Starbucks Rewards setzt auf tägliche Interaktion. Kostenlos, mit Stars pro Kauf, Specials und einem Geburtstags-Treat – und genau dadurch entstehen häufige Besuche und Wiederholungskäufe.

IKEA Family kombiniert Rewards mit Community-Mehrwert. Mitglieder erhalten Vorteile wie Rabattpreise, kostenlosen Kaffee oder Tee im Store, 90-Tage-Preisschutz, Buy-back- und Resale-Programme sowie Workshops und Events. Zusätzlich sammelt man Punkte über Käufe und Engagement, die sich gegen Rewards eintauschen lassen.

Praktische Schritte:
- Sorge dafür, dass die Vorteile wirklich attraktiv sind: Early Access, exklusive Produkte, Samples oder spürbare Rabatte. Und platziere das Programm überall: Website-Header, Checkout, Follow-up-Mails.
- Mach Shopping bei dir extra lohnenswert: Belohne Aktionen wie Reviews schreiben, Social folgen oder Freund:innen werben. Überraschungs-Perks (Geburtstage, Account-Jubiläen) sorgen zusätzlich für Begeisterung.
- Nutze KI, um dein Loyalty-Programm effizienter zu machen: repetitive Tasks wie Support und Datenanalyse lassen sich gut automatisieren. Studien zeigen: 39,6% der Kund:innen wären bereit, einem Loyalty-Programm beizutreten, selbst wenn es KI einsetzt.
2026 verschmelzen Loyalty und Vertrauen zunehmend: Loyalty-Mechaniken funktionieren am besten, wenn sie Glaubwürdigkeit stärken (verifizierte Community, authentische Reviews, transparente Benefits) – nicht nur Rabatte, besonders wenn Regulierungsbehörden stärker gegen irreführende Review-Praktiken vorgehen (siehe Trend 8).
Kund:innen erwarten weiterhin nahtlose Omnichannel-Erlebnisse
Shopper wollen heute fließend zwischen Website, App, Social Media und stationärem Store wechseln. Gerade jüngere Zielgruppen setzen hier den Standard. ShipStations 2025 Ecommerce Delivery Benchmark Report zeigt, dass unter 35-Jährige hochwertige Erlebnisse erwarten – egal, wo sie shoppen.
2026 ist eine reibungslose Omnichannel Experience kein Differenzierungsmerkmal mehr, sondern Basisanforderung.
Einige Marken machen es bereits vor. Nike verbindet digital und physisch über die Nike App: Produkte online browsen und reservieren, im Store abholen, exklusive Vorteile über das Membership-Profil.

Sephora geht ähnlich vor – mit dem Virtual Artist, der Shopping mit VR-Elementen kombiniert. Kund:innen können Make-up zu Hause virtuell testen, Produkte in den digitalen Warenkorb legen und später im Store wiederfinden, wo Wishlist und Loyalty-Punkte synchron sind: echtes „Pick up where you left off“.

Trotzdem: Eine durchgängige Journey aufzubauen ist leichter gesagt als getan. Viele E-Commerce-Teams kämpfen weiterhin mit fragmentierten Kundendaten und Silos, die eine echte 360-Grad-Sicht verhindern.
Wenn Online- und Offline-Systeme nicht zusammenspielen, fühlen sich Kund:innen im Store wie Fremde – obwohl sie vorher online gestöbert oder gekauft haben. Das zerstört das Gefühl einer konsistenten Marke.
Um diese Lücken zu schließen, brauchst du einen koordinierten Ansatz, der Systeme, Messaging und Teams zusammenbringt.
Praktische Schritte:
- Kundendaten kanalübergreifend vereinheitlichen. Setze auf integrierte Plattformen, die Daten aus allen Touchpoints in einer Sicht bündeln – für personalisierte, konsistente Interaktionen.
- Messaging und Service konsistent halten. Preise, Promotions und Service-Policies müssen online, mobil und im Store übereinstimmen. So vermeidest du die Vertrauenslücken, die durch fragmentierte Journeys entstehen.
- Silos abbauen. Fördere Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung zwischen Marketing, Sales, Retail und Support über die gesamte Customer Journey. Gemeinsame Planungsrunden helfen, die End-to-End-Experience zu optimieren – statt Kanäle einzeln zu „maximieren“.
In 2026 bedeutet „Omnichannel“ auch: nahtlose KI-Übergaben. Kund:innen starten oft an einem KI-Touchpoint (Chat, Voice, KI-Suche) und erwarten, dass Kontext über die gesamte Journey erhalten bleibt – vom Self-Service bis zum Menschen, vom Browsing bis zur Kaufentscheidung – ohne Wiederholungen und ohne Reibungsverluste.
KI-Intermediäre verändern Product Discovery und Kaufentscheidungen (Agentic Commerce + GEO)
2026 wird die Shopping-Journey zunehmend von KI-Systemen vermittelt – und damit ändert sich, was „Sichtbarkeit“ überhaupt bedeutet. Zwei strukturelle Verschiebungen sind besonders relevant:
Agentic Commerce (von „chatten“ zu „erledigen“)
KI-Shopping-Agents gehen über Q&A hinaus und übernehmen Aufgaben: Optionen scannen, Trade-offs vergleichen, Policies prüfen, Preise beobachten und beim Checkout helfen. McKinsey beschreibt das als „Agentic Commerce“ – einen intent-getriebenen Flow über Services und Plattformen hinweg.
BCG warnt ähnlich: Wenn Retailer nicht reagieren, könnten sie in agent-gesteuerten Marktplätzen zu „Background Utilities“ degradiert werden. Für Marketer heißt das: Du überzeugst nicht nur einen Menschen, du musst auch auf die Shortlist eines Agents – und dafür zählen saubere Daten, verlässliche Fulfillment-Prozesse und starke Trust-Signale.
GEO (Generative Engine Optimization): Suche wird zur Antwort
Gartner prognostiziert, dass das Volumen klassischer Suchmaschinen bis 2026 um 25% sinkt, weil Search Marketing gegenüber KI-Chatbots und virtuellen Agenten an Anteil verliert. Wenn Shopper eine komplexe Frage stellen und dann aus einer sehr kurzen Empfehlungsliste wählen, müssen Marken dafür sorgen, in KI-generierten Empfehlungen aufzutauchen – indem sie Produktwahrheit klar und konsistent machen: strukturierte Attribute, korrekte Verfügbarkeit/Preise, klare Versand- und Retoureninfos sowie Content, den KI zuverlässig zitieren und zusammenfassen kann.
Praktische Schritte:
- Mach deinen Katalog „maschinenlesbar“: Produktattribute, Varianten, Größen, Kompatibilität, Materialien und FAQs standardisieren.
- Behandle Policies als Conversion-Content: Versand-/Retouren-/Garantie-Formulierungen über Website, E-Mail und Support-Dokumente konsistent halten.
- KI-getriebene Journeys messen: Traffic und Conversions aus KI-Quellen separat tracken (Landing Pages, Intent-Muster, Assisted Conversions).
„Trust Tech“ wird Conversion Tech (Fake Reviews, KI-Content, Beweise, Herkunft)
Je mehr KI-generierter Content skaliert, desto skeptischer werden Käufer:innen – und Regulierungsbehörden gehen aktiv gegen Manipulation vor. In den USA hat die Federal Trade Commission (FTC) eine finale Regel angekündigt, die Fake Reviews und Testimonials verbietet und ausdrücklich auch KI-generierte Fake-Bewertungen und andere irreführende Praktiken eindämmen soll. 2026 konvertieren Marken besser, die Vertrauen systematisch operationalisieren: verifizierte Käuferbewertungen, starke Moderation, transparente Incentives, authentisches UGC und konsistente Nachweise hinter Claims (Inhaltsstoffe, Nachhaltigkeit, Performance, Garantien). Vertrauen ist nicht mehr „Marken-Deko“, sondern ein messbarer Hebel für Conversion und Retention.
Praktische Schritte:
- Setze auf verifizierte Käuferbewertungen und stärkere Moderation, um auffällige Muster zu erkennen (plötzliche Peaks, Wiederholungen, unnatürliche Timings).
- Incentives klar offenlegen und keine Taktiken nutzen, die negative Reviews unterdrücken.
- Entscheider-Proof auf Produktseiten ergänzen: Garantien, Authentizitätsmarker, transparente Herkunft/Sourcing und nachvollziehbare Dokumentation für zentrale Aussagen.
Privacy-First-Personalisierung wird erwachsen (präferenzbasiert, transparent, regelkonform)
Personalisierung zahlt sich weiterhin aus – aber die Definition von „guter Personalisierung“ wird 2026 schärfer: mehr Transparenz, mehr Kontrolle für Nutzer:innen, weniger Toleranz für „creepy“ Targeting. Zwei Kräfte wirken zusammen: Müdigkeit durch Über-Targeting und ein sich wandelndes Privacy-Umfeld. In der EU bestätigt die Europäische Kommission, dass der AI Act am 1. August 2024 in Kraft getreten ist und einen Rahmen setzt, der für bestimmte KI-Systeme auch Transparenzanforderungen beinhaltet.
Parallel bleibt das Ad-Ökosystem volatil: Google hat seine langjährige Planung, Third-Party-Cookies in Chrome abzuschaffen, zugunsten eines „User Choice“-Ansatzes revidiert und später angekündigt, keinen separaten Cookie-Prompt auszurollen. Das zeigt, warum First-Party- und Zero-Party-Daten (Präferenzen) die robusteste Grundlage für Personalisierung und Messung bleiben.
Praktische Schritte:
- Baue ein echtes Preference Center (Themen, Frequenz, Kanäle) und nutze Progressive Profiling statt alles sofort abzufragen.
- Sei transparent beim KI-Einsatz: offenlegen, wenn KI in der Kundeninteraktion genutzt wird, und den Wechsel zu menschlichem Support leicht machen.
- Messung auf First-Party-Signale stützen (E-Mail-Engagement, Website-Verhalten, Kaufhistorie), um Abhängigkeit von Third-Party-Tracking-Schwankungen zu reduzieren.
Deine E-Commerce-Strategie für 2026 vorbereiten
Mit Blick auf 2026 dreht sich im E-Commerce-Marketing alles darum, nahtlose, hochwertige Erlebnisse für neue und bestehende Kund:innen zu schaffen. Die Trends zeigen klar in eine Richtung: Bedürfnisse und Präferenzen der Kund:innen ins Zentrum deiner Strategie zu stellen.
Und zunehmend gehört dazu auch die „KI-Schicht“ der Kund:innen – also Assistenten und KI-Sucherlebnisse, die beeinflussen, was Menschen sehen, wem sie vertrauen und was sie kaufen.
Marken, die in agentenfähige Erlebnisse investieren (saubere Daten + klare Policies), KI-sichtbaren Content (GEO/„citation ready“), verifizierte Trust-Signale und Privacy-First-Personalisierung, sind am besten aufgestellt, um zu wachsen – während die Buying Journey immer stärker durch KI vermittelt wird.
